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Christian Ankowitsch und Tex Rubinowitz: WIE FRANZ BECKENBAUER MIR EINMAL VIEL ZU NAHE KAM
Eichborn Verlag (2004), 302 Seiten, ISBN: 3821855584.

Christian Ankowitsch und Tex Rubinowitz: Wie Franz Beckenbauer mir einmal viel zu nahe kam

Rezension von Günter Kaindlstorfer

Im Lift mit Iggy Pop, im Stau mit Harald Schmidt, am Pissoir mit Peter Sloterdijk ­ will man wirklich wissen, wie es dazu kam? Tex Rubinowitz und Christian Ankowitsch wollten es wissen. Vor einigen Jahren haben die beiden ein Internet-Forum ins Leben gerufen, in dem jeder, der Lust dazu hatte, seine Erlebnisse mit sogenannten Prominenten öffentlich kundtun durfte. Der Erfolg der Initiative war überwältigend: Bis jetzt haben etwa 10.000 Hobby-Adabeis auf der Homepage www.hoeflichepaparazzi.de an die 300.000 Geschichten publiziert. Tex Rubinowitz gerät auch Jahre nach der Gründung des Forums noch ins Schwärmen, wenn er an die kommunikativen Möglichkeiten der Internet-Plattform denkt.

OT Rubinowitz: "Es gibt ja mittlerweile etliche Beziehungen, die in diesem Forum entstanden... es gibt mittlerweile auch zwei Kinder. Leute, die sich da kennengelernt haben, haben dann auch fröhlich Kinder produziert."

Mit dem vorliegenden Buch lässt sich dergleichen eher schwer ins Werk setzen. Auf 302 Druckseiten haben Rubinowitz und Ankowitsch die besten Tratsch- und Klatsch-Stories der vergangenen Jahre zusammengetragen – zweifellos eine der überflüssigsten Buch-Neuerscheinungen der Saison. Von A wie "Achternbusch" bis Z wie "Arne Zank" reicht die Palette. Für die, die ihn nicht kennen: Arne Zank ist Schlagzeuger der Band "Tocotronic". Herausgeber Christian Ankowitsch legt Wert auf die Feststellung, dass die Texte für die Buchfassung liebevoll überarbeitet wurden.

OT Ankowitsch: "Die Texte sind stark bearbeitet, redigiert... Erfordernisse des Drucks... die zwei Sphären haben gar nichts mehr miteinander gemein."

Worum geht\'s nun in dem vorliegenden Band? Da berichtet einer, wie er Franz Beckenbauer nach einem Verkehrsunfall in Zürich kennenlernt. Eine Dame namens Angelika Maisch erinnert sich längst vergangener WG-Zeiten in den 70er-Jahren, als RAF-Terrorist Christian Klar manchmal in der Wohngemeinschaft vorbeischaute, um mit Mitbewohnerin Eva zu schlafen. Eine Österreicherin gedenkt ihrer ersten, liebestrunkenen Begegnung mit Klausjürgen Wussow:

Zitat:
"Als Kind war ich einmal mit Herrn Wussow...
... oder doch Pierre Brice heiraten sollte."

Nicht uncharmant, solche Anekdoten, findet Herausgeber Ankowitsch.

OT Ankowitsch: "Die Frage nach der Lieblingsgeschichte ist sehr schwer zu beantworten... ... die siebzig, ich liebe sie."

Eine der charmantesten Geschichten des vorliegenden Bandes hat der "Falter"-Journalist Klaus Taschwer beigesteuert. Taschwer schildert seine Begegnung mit dem berühmten Neurologen Oliver Sacks.

Zitat:
"Ganz zufällig war sie ja wirklich nicht...
... da könne so etwas schon passieren."

Herausgeber Tex Rubinowitz, im Zivilberuf Humorzeichner, beneidet die wirklich Prominenten nicht um ihre Prominenz. Zwar werde auch er von anlassigen Fans bisweilen aggressiv um Autogramme angegangen, bekennt der 40jährige, mit den Leiden echter Zelebritäten könne er aber nicht mithalten.

OT Rubinowitz: "Aber ich kann mir vorstellen, dass in einer anderen Liga... Arabella Kiesbauer... wahnsinnig leiden müssen... damit müssen diese Leute leben.... Robbie Williams nicht normal auf Klo gehen können... zu vermeiden."

Tex Rubinowitz hat auch eine Geschichte beigesteuert zum vorliegenden Band. Einen Abend lang saß der Humorzeichner dem Dichter Peter Handke gegenüber, in einem lauten, rauchigen Jugendlokal in Wien. Rubinowitz erinnert sich:

OT Rubinowitz: "Der saß dann an einem Tisch mit mir und sagte kein einziges Wort. Das Absurde war, dass er dann plötzlich seine Schuhe und seine Socken auszog und begann, seine Füße zu massieren... Ich hab kein einziges Buch von dem Knaben gelesen und hab jetzt auch nicht mehr vor, noch ein Buch von dem zu kaufen."

Er sei bis heute noch irritiert, ja nachgerade abgestoßen von Handkes Verhalten, gesteht Rubinowitz. Nun ja, ein Handke-Leser weniger. Zusammenfassend lässt sich sagen: "Wie Franz Beckenbauer mir einmal viel zu nahe kam" ist zweifelsfrei ein unnötiges Buch, ganz und gar verzichtbar. Unter den unnötigsten Büchern dieses Frühjahrs allerdings ist es eines der witzigsten.

Buchhinweis:
Christian Ankowitsch und Tex Rubinowitz: WIE FRANZ BECKENBAUER MIR EINMAL VIEL ZU NAHE KAM
Eichborn Verlag (2004), 302 Seiten, ISBN: 3821855584.



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